Unterm Zaun durch - bei jedem Wetter

Schon seit geraumer Zeit drehe ich mit dem Flugsimulator „Aerofly FS2“ meine Runden – aber erst vor Kurzem habe ich darin die Instrumenten-Navigation entdeckt. Die erstaunliche Erkenntnis: Wenn man Instrumenten-Navigation in Aerofly FS2 beherrscht, macht das nicht nur längere Flüge möglich – die Planung und Durchführung eines solchen Fluges macht auch erstaunlich viel Spaß.

Fliegen wie unsere VOR-Väter

Lange bevor Satelliten-Navigation mit GPS oder GLONASS auch für die zivile Nutzung zur Verfügung stand, mussten Flugzeug auf andere Art und Weise ihre Ziele finden. Schon früh hatte man z.B. in den USA mit Leuchttürmen und großen Beton-Pfeilen für Flugzeuge begonnen, aus der Luft nutzbare Navigationshilfen zu schaffen. Dieses System war aber augenscheinlich auf Sichtweite begrenzt – bei Nacht und Nebel konnte diese entsprechend gering sein. Eine bessere Lösung musste her.

Durchbrüche in der Funk-Technologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlaubten die Errichtung von Funkfeuern. Nach dem Prinzip der Leuchtfeuer nutzen Funkfeuer Radiowellen, die einem Empfänger mitteilten, in welche Richtung der betreffende Sender zu finden war. Vorteilhaft an diesen Sendern war ihre enorme Reichweite, dass sie bei (fast) jedem Wetter empfangen werden konnten, und dass sie sich über ihre Frequenz bzw. Morse-Zeichen identifizieren konnten.

Ein Flugzeug konnte mit diesen Sendern seine Position relativ einfach bestimmten. Durch die Bestimmung der Richtung zu zwei Sendern, oder aber durch Bestimmung von Richtung und Entfernung zu einem Sender, konnte ein Flugzeug mittels einfacher Geometrie seine relative Position zu den Sendern bestimmen. Da die absolute Position der Sender wiederum bekannt war, ließ sich aus der relativen Position des eigenen Flugzeugs dann dementsprechend die absolute Position des Flugzeugs bestimmen.

Weitere Entwicklungen in diesem Bereich führten dann zu dem bis heute verwendeten Prinzipien der VOR-Navigation und ILS-Landung. Und obwohl GPS / GLONASS inzwischen weltweit preisgünstig und (zumeist) zuverlässig verfügbar sind, hat das Navigieren mit Hilfe von VORs und die Landung mit ILS weiterhin seine Berechtigung – und seinen ganz eigenen Reiz.

Praktisch angewendet im Flug(simulator)

Schon seit den Zeiten von Microprose' „Solo Flight“ ist Instrumenten-Flug fester Bestandteil von Flugsimulatoren. Die Verwendung im Flugzeug will dabei gelernt und geübt sein.

Besonders anschaulich erklärt wird das Prinzip mit Doofer911s FSX Video-Tutorials. Zwar hat Doofer911 diese Anleitungen für die Cessna 172 in Microsofts FSX-Simulator erstellt – tatsächlich gelten sie aber für alle Simulatoren und für alle Flugzeugmuster mit VOR-Empfängern an Bord.

Für uns relevant: Die Anleitung über die Verwendung von VOR-Empfängern…

…und die Anleitung für die Prozeduren bei ILS-Landungen:

Für Freunde des geschriebenen Wortes: Charles Woods Navigations-Tutorials erklären die Grundzüge und bringen sogar Beispiele zum Nachfliegen mit.

Wie baue ich mir einen IFR-Flugplan in Aerofly FS2?

In Aerofly FS2 ist alles vorhanden, was man zur Planung und Durchführung eines einfachen IFR-Fluges mit VORs und ILS benötigt. Ihr braucht kein weiteres Karten- oder Informationsmaterial.

Im ersten Schritt wählt man ein Flugzeugmuster, dass sich für VOR-IFR eignet. Dies schließt alle Doppeldecker, Segelflieger und Militärjets aus. Besonders einfach wird es mit einer Cessna 172 oder Beechcraft Baron 58, weil dort die Bedienelemente ähnlich wie in den Video-Tutorials von Doofer91 sind.

VOR-Fahrt achten: Die Baron 58 weiß, wie der IFR-Hase läuft

Danach wählt man unter dem Punkt Navigation einen Start- und Zielflughafen aus. Wenn ihr eine ILS-Landung hinlegen wollt, müsst ihr dabei darauf achten, dass der Flughafen für die von euch ausgewählte Landebahn auch über einen ILS-Sender verfügt.

Ggf. könnt ihr eurem Flugplan auch so verändern, dass ihr VORs direkt überfliegt. Das macht euch die spätere Flugplanung besonders einfach.

Notiert euch nun die Frequenzen aller relevanten VORs und ILS-Sender. Das kann auf einem kleinen Stück Papier geschehen – ich persönlich habe mir dafür das Flugplan-Notizbuch „VORman“ zusammengebastelt. Die Frequenzen erfahrt ihr, in dem ihr die einzelnen VORs, NDBs oder Flugplätze anklickt.

Der entscheidende Schritt ist nun die Bestimmungen der Richtungen, die ihr von bzw. zu einem VOR- bzw. NDB-Sender einschlagen müsst – die sogenannten Radiale bzw. Peilungen. Allgemein könnt ihr euch eine Übersicht über die Richtungen und Distanzen durch Anklicken des Wortes „Route“ im unteren Bildschirmabschnitt zeigen lassen; durch Anklicken der einzelnen Wegpunkte daneben erhaltet ihr Informationen über die VOR/NDB/ILS-Frequenzen des jeweiligen Wegpunktes.

VOR-Bereitung: Kurze Fahrt, Geld gespart

Falls ihr aber Radiale bzw. Peilungen außerhalb eures Flugplans benötigt, kann man in Aerofly FS2 etwas tricksen:

  1. Wählt im Hauptmenü den Punkt „Location“.
  2. Aktiviert unterhalb der Karte die Anzeige für VORs.
  3. Verwendet nun den Startpunkt eures Flugzeugs wie ein Geodreieck. Schiebt dabei das Flugzeugsymbol auf einen Navigationssender, der euch noch für euren Flugplan fehlt.
  4. Dreht solange an der Ausrichtung, bis diese mit eurem Flugplan übereinstimmt.
  5. Nun könnt ihr unterhalb der Karte die Radiale bzw. Peilung ablesen, die ihr euch notieren solltet.
  6. Wiederholt ab Punkt 3 diesen Prozess mit allen Funknavigations-Einrichtungen, die ihr noch benötigt.

Übrigens findet man an dieser Stelle auch die Geländehöhe heraus. Das hilft euch, um eine sichere Flughöhe zu finden. Überfahrt einfach mit dem Flugzeugsymbol eure Wegstrecke, um rechts die Geländehöhe und sichere Flughöhe angezeigt zu bekommen.

Keine Peilung? Einfach am Rad drehen!

Zu guter Letzt setzt ihr euer Flugzeug wieder auf den Startpunkt. Besonders schlau ist es übrigens, als Startpunkt eine Parkposition am Flughafen zu wählen. So könnt ihr eure Einstellungen in Ruhe durchführen, und müsst nicht hastig an Knöpfen drehen, während ihr schon mit laufenden Motoren auf der Startbahn steht.

Jetzt könnt ihr euch ins Cockpit schwingen, und übertragt die Frequenzen sowie Radiale / Peilungen in die Navigationsinstrumente eures Flugzeugs.

Rot flimmern die Zahlen, die euch ans Ziel bringen

Nach dem Abheben sollten euch die Instrumente eures Flugzeugs nun auch bei Nacht & Nebel sicher an euer Ziel geleiten.

VOR-Bild gefällig?

In den Bildern zu diesem Artikel kann man einen einfachen Flug mit einer Baron 58 bewundern. Der „VORman“-Flugplan für einen Flug von Grand Junction, Colorado (KGJT) nach Eagle County, Colorado (KEGE) erklärt euch dazu die Einstellungen:

  1. Stellt euer NAV1 auf 113.0 MHz (euer erstes VOR), und die Standby-Frequenz auf 108.3 MHz (das ILS des Zielflughafens).
  2. Stellt euer NAV2 auf 109.2 MHz (das VOR des Zielflughafens).
  3. Dreht das OBS des HSIs (das ist der „Kompass“ in der Mitte), bis der gelbe Zeiger auf 64° zeigt. Das ist der Leitstrahl, auf dem wir zum ersten VOR fliegen wollen.
  4. Dreht das OBS an dem NAV1-Anzeiger unten links auf 39°. Das ist der Leitstrahl, auf den wir nach Überfliegen des ersten VORs abdrehen wollen.
  5. Dreht das OBS an dem NAV2-Anzeiger unten rechts auf 252°. Das ist der Leitstrahl, den wir erst abfangen wollen, um dann darauf einzuschwenken und zu unserem Zielflughafen zu kommen.
  6. Das DME unten mittig zeigt euch Distanz und Zeit bis zum NAV1, also zum ersten VOR an.

VOR-Gang abgeschlossen, Strich durch die Rechnung - in diesem Fall eine gute Sache

Nach dem Start müsst ihr nur noch die gelbe Linie auf eurem HSI einfangen – und dann Kurs 64° fliegen, um darauf zu bleiben. Nach circa 75 Meilen erreicht ihr das erste VOR.

Nach dem Überfliegen des ersten VORs dreht ihr den OBS-Knopf am HSI weiter auf 39° (oder benutzt den NAV1-Anzeiger unten links, den ihr ja schon vorbereitet habt) und fliegt weitere 14 Meilen.

Dann wartet ihr nur noch, bis der NAV2-Anzeiger sich der Mittellinie nähert, um eine rasante Kurve Richtung 252° hinzulegen, direkt auf den Flughafen von Eagle County zu. Für den Landeanflug stellt die NAV1-Frequenz auf das ILS um, und schon zeigt sowohl das HSI als auch das NAV1-Instrument den ILS-Leitstrahl an.


There is an english version to this article.


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