Schon seit 2016 ist das das Raumjäger-Spiel „House of the Dying Sun“ bei Steam erhältlich. Aber erst jetzt komme ich dazu, es hinreichend zu würdigen. Und bin mehr als begeistert.

Mein ersten Flüge mit dem Executor Mk. II waren noch mit Track-IR und einem HOTAS-System. Nun ist es 2018, und ich kann das Spiel nochmals mit einer VR-Brille und einem Gamepad spielen. Dadurch ist dieses Spiel eine ganz neuer Erfahrung geworden – und meiner Meinung nach brillant.

Das Spiel versetzt euch in die Position eines imperialen Piloten. Der Imperator ist gestürzt und ermordet worden. Dem letzten Befehl des Imperators entsprechend werdet ihr in eurem Executor-Raumjäger aktiviert, und sollt Rache an den Verrätern und Umstürzlern üben.

Superconductor carapace flushed with condensed superfluid helium.
Quantum stasis system.
One occupant.
Permanent seal.

Die Hintergrundgeschichte wird nur mit kurzen Texten erzählt, die durch eine brachiale, markige Wortwahl auffallen, und um so mehr die Atmosphäre eures Rache-Feldzugs bestimmen. Schon mit dem ersten Auftrag ist klar: Ihr gehört zu den Bösen.

Das Spiel

Euer Executor ist mit zwei kleineren Waffensystemen bestückt, sowie einem Waffensystem zur Jagd auf Großkampfschiffe. In dem ganzen Spiel könnt ihr zwar nicht den Jäger wechseln. Wie auch? Ihr seid darin eingeschweißt. Stattdessen könnt ihr alle drei Waffensysteme sowie zwei Zusatzsysteme konfigurieren. Die Auswahl an Waffen- und Zusatzsystemen erweitert sich in der Kampagne.

Eine voll aufgerüstete Flotte in „House of the Dying Sun“.

Dazu spielt ihr auch nach und nach eine kleine Flotte frei, die euch fortan bei eurem Einsätzen unterstützt. Diese könnt ihr zwar nicht direkt steuern, ihn aber zumindest taktische Befehle erteilen.

Das Spiel unterstützt VR-Brillen ganz wunderbar. Jedes Menü, jeder Dialog, und natürlich der eigentliche „Simulator“ sehen brillant und knackig aus, und laufen mit einer ausgezeichneten Performance.

Im Cockpit eines Executors

Das Spiel kommt in jeder Hinsicht schnell zur Sache. Nach kurzer Vorrede findet ihr euch im Cockpit eures wunderschönen Raumjägers wieder, um Rache an den Verrätern zu nehmen. Der Blick aus eurem stimmungsvoll beleuchteten Cockpit wird nach vorne durch keinerlei Streben behindert. Euer Blick schweift über die beiden Waffenpylonen vor eurem Cockpit, in dem ihr euren beiden Hauptwaffensystemen bei der Arbeit zusehen könnt – der Blick nach hinten ist dagegen von dem massiven Triebwerkspaket eingeschränkt. Aber bei eurer Geschwindigkeit kann jede Gefahr sowieso nur von vorne kommen.

All dies ist wunderbar stimmungsvoll in Szene gesetzt – und folgt dem erkennbaren Ziel, alle Schnörkel wegzulassen, damit ihr euch auf eure Hauptaufgabe konzentrieren könnt: Schnell und hart eure Feinde in Trümmerstücke zu verwandeln. Die Funksprüche bilden ein stimmungsvolles Hintergrundrauschen, die Grafik flitzt an euch vorbei, der Soundtrack heizt euch mit seinen Kriegstrommeln ein.

Den Art-Style von „Home world“… und seine Raumkämpfe.
Die Sound-Style von „Galactica“… und seine Raumkämpfe.
Das Setting von „Warhammer 40K“… äh, aber nicht seine Raumkämpfe.
Die Raumkämpfe sind dann doch eher wie in „TIE-Fighter“.

Die eigentliche Action ist atemberaubend schnell und geht mit Übung unglaublich gut von der Hand. Es fühlt sich alles sehr rund und ausgefeilt an. Ihr kämpft nicht mit der Steuerung – viel mehr wird der Jäger zur Verlängerung eurer Gedanken. Mörderisches Tempo, schnelle Entscheidungen, keine Zeit zum Nachdenken – wie im Trance wütet ihr unter den Gegnern.

Darüber hinaus kämpft ihr gegen die Zeit. Denn eure Überfälle rufen meist früher als später ein übermächtiges Flaggschiff auf den Plan, dass zielsuchende Raketen und Jäger ausspuckt. Spätestens dann solltet ihr eure Sache erledigt haben, um in den Hyperraum zu verschwinden.

Im Vergleich zu anderen Raumschlachten…

…spielt sich „House of the Dying Sun“ deutlich actionreicher als alles, was ich vorher im Bereich Raumkampf gespielt habe. Aber auch so gibt es einige überraschende Unterschiede zu anderen Raum-Simulatoren – hier im Vergleich mit meinen Lieblings-Raumkampf-Spielen:

Vergleich "TIE-Fighter", "Elite: Dangerous", "Star Wars: Squadrons" & "House of the Dying Sun"
Feature T-F E:D SW:S HotDS
Driften
Nachbrenner
Laterale Bewegung
Subsystem-Ziele
Ziele "betäuben"
Schild-Management
Energie-Management
Waffen nachladen
Befehle geben
Multiplayer
Story
Fortschritte
Staffel-Management
Jäger-Konfiguration
Missionsziele / / / /
Spielbares Gerät 3+ 20+ 10 1

Was fehlt „House of the Dying Sun“?

Schon nach 5–10 Stunden spürt man ein nagendes Gefühl, dass Kleinigkeiten fehlen, die dieses Spiel von einem fantastischen zu einem dauerhaft fantastischen Spiel konvertiert hätte:

  • Mehr Missionen! Die Kampagne ist zu schnell durchgespielt – und auch wenn der Wiederspielwert sehr hoch ist, wäre mehr Abwechselung für die dauerhafte Motivation sinnvoll. Mit einem Missionsgenerator könnte die Community auch einfach selber Missionen erstellen.
  • Mit Multiplayer könnte man sich gemeinsam auf die Feinde des Imperiums stürzen. Die zwei Raumjäger an eurer Seite könnten von euren Kumpels mit ihren eigenen Konfigurationen geflogen werden. Außerdem könnte jeder Mitspieler einen der beiden Zerstörer bzw. die Fregatte konfigurieren, die euch bei späteren Missionen unterstützen.

Wenn nur diese beiden Punkte enthalten wären, wäre die Langzeitmotivation deutlich höher.

Eine verpasste Gelegenheit ist der Mangel an Bewaffnung für das „betäuben“ von Zielschiffen. Bei „TIE-Fighter“ bzw. „X-Wing“ gab es Missionen, bei denen man mit Hilfe von Ionen-Kanonen Ziele soweit handlungsunfähig machen musste, damit ein Enterkommando an Bord gehen und entweder das Schiff übernehmen oder dort Personen entführen konnte. Das erhöht wesentlich den Zeitdruck und sorgte gleichzeitig dafür, dass man eine Enter-Operation absichern musste.

Fazit

Der eigentliche Raumkampf ist so ziemlich das großartigste, was ich seit „X-Wing“ bzw. „TIE-Fighter“ geflogen bin. Alles fühlt sich griffig an, wie ein guter First-Person-Shooter im Weltall. Elegant und aus dem Schwung heraus feindliche Jäger und Zerstörer zu vernichten hat noch nie so viel Spaß gemacht. Mit seinem Spieltempo und den maximal kurzen Pausen zwischen den Missionen steigt das Gefühl für die Fähigkeiten des Jägers schnell an.

Euer Einsatzgerät ist ein fantastisches Schiff: die Haltbarkeit und Feuerkraft eines X-Wing, die Agilität eines A-Wing, und das Aussehen… von etwas sehr gut aussehenden. Allein der Jäger macht das Spiel zu einem Genuss.

Die Kampagne ist überraschend schnell durchgespielt – das einzig größere Manko bei diesem ansonsten sehr runden Spiel. Da ihr aber jedes Level mit höherem Schwierigkeitsgrad erneut spielen könnt, könnt ihr die Spielzeit noch künstlich strecken.

Leider gibt es kein Multiplayer. Sich gemeinsam auf die Feinde des Imperators zu stürzen, oder sich im Kampf gegeneinander zu messen, würden diesem Spiel immense Langzeitmotivation geben.

So bleibt „House of the Dying Sun“ ein großartiges, aber sehr kurzes Vergnügen, an dessem Ende man sich wünscht, dass es noch mehr Level gäbe. So oder so sollten alle Fans von Raumschlachten zugreifen – um so mehr, wenn sie Besitzer einer VR-Brille sind.

Update: Inzwischen ist mit Star Wars™: Squadrons das Weltraumkampfspiel aufgetaucht, auf das wir gewartet haben. Es macht alles richtig, was man bei „House of the Dying Sun“ noch vermisst hat.

Bewertung: 4/5


Andere Artikel zum Thema · · · · · · · ·

Zuletzt geändert am

fboës - Der Blog